Während unserer dreiwöchigen Reise in Indonesien verbrachten wir die meiste Zeit auf Bali und Lombok, doch auch ein paar Tage auf der Insel Java ließen wir uns nicht nehmen. Wir wollten nämlich unbedingt den Vulkan Khawa Ijen besteigen. Der Vulkan Khawa Ijen ist bekannt für seinen schwefelhaltigen Vulkankrater der als Haupteinnahmequelle für zahlreiche Menschen in der Gegend dient. Die gute Sache ist, dass du für den Aufstieg nicht wirklich einen Führer brauchst und es eine tolle Erfahrung ist, den Vulkan auf eigene Faust zu erklimmen.
Um zum Vulkan zu gelangen, mussten wir zuerst ins Dorf Pos Paltuding fahren, in dem wir eine einfache Unterkunft in der Parkverwaltung ergattern konnten. Das Zimmer war schrecklich, da es nach Schimmel roch, und ein Badezimmer gab es auch nicht, aber für eine Nacht war das alles noch akzeptabel. Es gab nicht einmal ein Restaurant im Dorf, also hatten wir keine andere Wahl, als ein paar Packungen Instant-Nudeln in einem klitzekleinen Laden zu kaufen, der einer einheimischen Familie gehörte. Wir wurden sogar kurz in das Haus der Familie eingeladen, in dem wir heißes Wasser für unsere Instant-Nudeln erhielten. Gegen 20 Uhr legten wir uns auch schon ins Bett, um für den Aufstieg um 2 Uhr nachts fit zu sein. Das Aufwachen war nicht einfach, aber sobald wir draußen in der völligen Dunkelheit standen, war die Müdigkeit wie weggeblasen und das Abenteuer konnte beginnen. Wir starteten unseren Aufstieg in dem wir einem Weg folgten, den wir nur dank unserer Stirnlampen erkennen konnten.
Der steile Aufstieg führte durch einen Wald und dauerte etwa 90 Minuten. Auf unserem Weg trafen wir mehrere Minenarbeiter, die mit ihren Körben aufstiegen, um mit ihrer Arbeit im Vulkankrater zu beginnen. Als wir immer noch in völliger Dunkelheit an die Spitze des Vulkans kamen, waren wir ein bisschen verloren, da es keinen wirklichen Weg mehr gab. Glücklicherweise trafen wir einen Minenarbeiter, der uns anbot mit ihm in den Vulkankrater zu steigen, um ihm bei seiner Arbeit zuzusehen. Ohne zu zögern folgten wir ihm und mussten ca. eine halbe Stunde über Felsen und Schutt laufen um in den Krater zu gelangen. Wir sahen viel Rauch aus dem Krater steigen und die Luft wurde immer schlechter, so dass das Atmen etwas schwer fiel und wir unsere Atemmasken aufsetzen mussten.
Wir konnten dem Minenarbeiter zusehen wie er den Schwefel aufsammelte, ihn in kaltem Wasser abkühlen ließ, um ihn dann nach ein paar Minuten in seine Körbe zu legen. Das Ritual würde er durchführen, bis etwa 60 bis 80 kg Schwefel zusammenkommen würden. Dann würde er den ganzen Weg zurück bis zu einer kleinen Hütte in der Nähe des Waldes laufen, wo er für den gesammelten Schwefel bezahlt werden würde. Nach einer halben Stunde im Krater ging es wieder an die Spitze des Vulkans, wo wir uns auch vom Minenarbeiter verabschiedeten. Auf der Spitze des Vulkans warteten wir auf den Sonnenaufgang und je heller es wurde, desto klarer wurde uns wo wir uns eigentlich befanden. Von weitem konnten wir den Vulkankrater mit seinem Kratersee erkennen. Die Atmosphäre war mystisch und beängstigend zugleich, da sehr viel Rauch aus dem Krater stieg.
Schmutzig und ein bisschen müde, ging es dann wieder zurück ins Dorf. Auf dem Weg nach unten trafen wir noch einige Minenarbeiter, die rund 80 Kilo Schwefel auf ihren Schulter trugen. Es war wirklich schwer mit anzusehen, da man den Minenarbeitern die Strapazen ansah und wir wussten, dass sie diese Prozedur noch mehrmals am Tag durchführen würden. Am frühen Morgen kamen wir schließlich zurück ins Dorf, packten unsere Sachen und stiegen wieder in den Bus in Richtung Bali. Die Nacht auf dem Vulkan Kawah Ijen war ein einmaliges Erlebnis, welches ich so schnell nicht vergessen werde.